Wale, Pinguine und argentinische Folklore




Bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel cruisen wir auf die Halbinsel Valdés. Ein riesiges Naturschutzreservat am Atlantik mit einzigartigen Bewohnern an seinen Küsten. Eintritt bezahlen und kurzer Halt am Touristenzentrum mit allerlei lehrreichen Schautafeln. Danach geht es noch fast 30 km weiter in den einzigen Ort auf der Halbinsel: Puerto Pirámides, auf den Campingplatz; Wildcampen ist im Reservat verboten.
Am Campingplatz empfängt uns eine freundliche und sehr redselige Dame; wie sich herausstellt auch die Dorflehrerin hier, die nachmittags den Campingplatz „schmeißt“. Nach dem mittlerweile obligatorischen Ankommer-Radler (Alster) erkunden wir das kleine Örtchen und buchen uns bei einem lokalen Veranstalter zu einer whale-watching-tour für den nächsten Tag ein. Auf Empfehlung erst mittags, da für den Vormittag starke Winde vorausgesagt sind und die See entsprechend kabbelig werden könnte.
Und dann kommt unser Nachmittagsprogramm auf dem Weg zurück zum Campingplatz kräftig durcheinander. Aus einer – von außen und (und wie sich nachher herausstellen wird) auch innen etwas schmuddelig wirkenden Bar klingen argentinische Folklore-Gitarren-Klänge. Gebannt stehen wir vor der offenen Tür und lauschen den Liedern; da werden wir auch schon von einer Oma in die Bar „El Abuelo“ (der Großvater) gezerrt. Bienvenido, herzlich willkommen, wo kommt ihr denn her und was wollt ihr trinken? Wir sind hin und weg von der Gastfreundschaft und der Live-Musik. Eigentlich sei es ja eine Familienfeier, aber nachdem ihr nun einmal da seid, gehört ihr jetzt halt auch dazu! Zwei Gläser Rotwein später haben wir mit allen Anwesenden angestoßen, kennen die jeweiligen Familienbande (oder vermuten dies zumindest – auf unser rudimentäres Spanisch wird hier nämlich keine Rücksicht genommen) und genießen das bunte Treiben. Manchmal sind die ungeplanten und überraschenden Momente eben die schönsten.









Vor Beginn der Tour zu den Walen werden wir ausgerüstet. Schwimmwesten und regen-/spritzwasserfeste Kleidung. Heute sind wir zusammen etwa 35 Personen auf dem Boot. Eine Gruppe Italiener ist auch dabei; eine 12-köpfige Großfamilie auf Südamerikareise – von der Großmutter bis zum Enkel. Wir werden diese Familie ein paar Tage später auf einem Rasthof mit großem Hallo wieder treffen.
Über den flachen Strand wird unser Boot auf einem Anhänger rückwärts ins Meer geschoben und schon fliegen wir über die Wellen hinaus aus der Bucht von Puerto Pirámides. Es ist das Ende der hiesigen Walsaison zwischen September und Anfang Dezember. Die meisten Tiere sind wieder weitergezogen Richtung Süden in die antarktischen Futtergründe. Und so suchen alle gespannt den Horizont nach den typischen Ausblasfontänen der Wale ab. Nach etwas mehr als 30 Minuten Fahrt können wir unser Glück kaum fassen. Sage und schreibe 5 Glattwalkühe (Southern Right Whales) mit ihren jeweiligen Kälbern schwimmen zusammen gemächlich ihre Bahnen und filtern Krill (kleinste Krebstierchen) aus dem Wasser. Immer hin und her. Mit abgestelltem Motor und in völliger Stille bestaunen wir die mächtigen, erhabenen und friedlichen Tiere, die zuweilen ganz, ganz nah ans Boot herankommen. Einzig das Blasen und das Klatschen der großen Fluken ist zu hören. Ansonsten ziehen diese Riesen für uns völlig lautlos durch das Wasser. Wir lassen an dieser Stelle die Bilder für sich sprechen.
Am nächsten Morgen brechen wir früh auf. Über eine Schotterpiste gelangen wir nach 90 km staubiger Fahrt bis fast an die Nordspitze der Halbinsel Valdés zur Estancia San Lorenzo. Um 1970 hat sich eine kleine Pinguinkolonie von knapp 100 Tieren für das private Gelände, eigentlich eine Schaffarm, als neues Zuhause entschieden und wächst und gedeiht seither prächtig. Die Lorenzo-Familie hat daraufhin für einen Teil ihrer küstennahen Farmfläche einen Naturschutzstatus erhalten und bietet nun Führungen in einem moderaten Maß an. Bei der letzten Zählung vor ein paar Jahren waren es bereits über 200.000 Magellanpinguine.
Magellanpinguine leben in großen Kolonien auf felsigen Küsten und Inseln im Süden Südamerikas. Ihren Namen erhielten sie aufgrund ihres Lebensraumes im Gebiet von Patagonien – „Terra Magellanica“. Die kleinen Kerlchen werden ca. 60 cm groß (etwa Kniehoch) und wiegen vier Kilogramm. Die Paare graben sich Höhlen zum Brüten in den steinigen Boden und kommen jedes Jahr wieder mit dem gleichen Partner zurück zur gleichen Höhle. Mitte Oktober werden pro Elternpaar zwei Eier gelegt und nach etwa 40 Tagen Brüten schlüpfen die Jungvögel.
Wir konnten viele Küken in ihren Nestern sehen, noch ganz flaumig, geschützt und versteckt von einem Elternteil vor möglichen Räubern. Füchse, Bussarde und Möwen warten nur auf einen unbeobachteten Moment.
Während nämlich ein Pinguin auf den Nachwuchs aufpasst, ist der andere unterwegs auf der Jagd nach Futter. Alle drei bis vier Tage wird dann abgewechselt. Doch zuvor muss der oder die jeweilig Heimkommende bis zu einem Kilometer vom Wasser das Ufer hoch und die Küste landwärts watscheln, bis er/sie endlich die Familienhöhle erreicht. Mach das mal mit so kleinen Füßchen!
Pinguine sind sehr soziale Tiere und furchtbar neugierig. Während unseres Spazierganges haben nicht nur wir die Pinguine beobachtet, im Gegenzug wurden auch wir genau unter die Lupe genommen.
Einfach niedlich!!! Wir können uns kaum losreißen. Bevor wir San Lorenzo verlassen, werden wir noch im Restaurant des Farmhauses mit einem saftigen, gegrillten Lamm verwöhnt. Langsam auf einer Estaca über offenem Feuer gegart.








Nachmittags führt uns die Schotterpiste weiter zum Punta Norte, dem nördlichsten Punkt der Halbinsel Valdés. Auf dem Weg dorthin begegnen uns einige Guanokos – und „natürlich“ kreuzen sie oft knapp vor dem LKW noch schnell mal eben die Piste. Es gibt nach unserem Dafürhalten keinen vernünftigen Grund dafür; Suizidgedanken auf Seiten der Guanakos scheiden eigentlich aus. Also bleibt uns nur, langsam und aufmerksam zu fahren.




Hier am Punta Norte leben Seeelefanten. Ganz schön dicke Kolosse! Wir haben zwar nur Weibchen und ihre „Kleinen“ gesehen – die bringen aber auch einige Tonnen Gewicht auf die Waage. Einmal aus dem Wasser gerobbt – was immens anstrengend erscheint – bleiben diese gewaltigen Tieren dann normalerweise einfach in der Sonne liegen. Außer jedoch einer juckt das Fell und sie muss einen Streit mit der Nachbarin vom Zaun brechen. Dann geht es plötzlich ungestüm und laut zur Sache. Die Babys versuchen der Arena schnell zu entfliehen, wissen sie doch um die Gefahr eines unvorsichtigen Einschlages von fast einer Tonne Lebendgewicht. Ein paar kleinere Seelöwen haben sich auch am Strand getummelt.
Kurz vor der Abfahrt zurück nach Puerto Pirámides krabbelt ein Amardillo (Gürteltier) unter unserem Wagen hervor.

Bevor wir die Halbinsel mit vielen tollen Eindrücken Richtung Puerto Madryn endgültig verlassen, machen wir noch eine Wanderung zum Punta Ballena. Die Wale die man hier zuweilen beobachten kann sind schon weiter Richtung Süden gezogen, aber einige Robben aalen sich auf den Felsen. Der Weg führt durch eine imposante Felsenlandschaft mit einem windigen Blick auf den tiefblauen Atlantik.
Hallo ihr zwei, auf die Pinguine und die späten Sonnenuntergänge bin ich ja ein bisschen neidisch. Die späten Sonnenuntergänge kommen ja von allein, aber zu den Pinguinen muss ich mich wohl noch mal selbst auf den Weg machen. Hört sich alles spannend an. Wünsche euch weiterhin viel Spaß. Liebe Grüße Monika (aus Ottenbeck, falls ihr mehrere kennt 😊)
Hallo. Oh jeh, die Videos darf ich mir gar nicht anschauen, da bekomme ich so krasses Fernweh!!! Ich wünsche euch weiterhin eine tolle Reise!!! Sieht alles super toll aus! Filmt gerne mal eine roomtour 🙂 gruss Svenja