Das PuCe fährt Schiff


Jetzt geht es wirklich los

Am 09. Oktober morgens holen wir das seereisetauglich beladene und geputzte PuCe aus der Halle. Gefühlt zum vierten Mal gehen wir die Inventarliste durch, ob auch tatsächlich alles Nötige (und möglicherweise Unnötige) an Bord ist. Wir können die Situation so gar nicht richtig fassen. Während der Sommermonate haben wir an den Wochenenden unter, im und auf dem Wagen herumgebastelt. Kleine Reparaturen, Verbesserungen und Verschönerungen gemacht. Ja…Kosmetik ist halt auch wichtig! Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, auf den wir so lange hingearbeitet haben.

Das PuCe geht aufs Schiff.

Noch einmal schnell zu Reifen Helm in Stade alle Reifen checken und aufpumpen. Dann geht es wirklich los Richtung Hamburger Hafen. Wir zuckeln in gefühlter Schrittgeschwindigkeit hinter Apfeltreckern durchs Alte Land. Die Apfelernte läuft auf Hochtouren…Kurz nach Finkenwerder können wir unser Ziel schon fast sehen. Über die Köhlbrandbrücke fahren wir zum O’swaldkai in der östlichsten Ecke des Hafens.

Als wir am späten Vormittag vor dem HHLA-Terminalgebäude ankommen, herrscht dort reger Betrieb – wir parken inmitten dutzender LKWs. Mit der Nummer 3063 holen wir unsere Verschiffungspapiere am Schalter Nummer 7 und bekommen einen Summer in die Hand gedrückt (so eine Art blinkender Eishockey Puck, wie z.B. im Selbstbedienungsrestaurant). Die gesamte Koordination wurde vorab für uns durch die Firma Caravan Shippers erledigt. Alle Papiere waren pickobello in Ordnung. Warnweste anziehen, das hintere Kennzeichenschild runterschrauben und durch ein „Blankoschild“ ohne deutsche TÜV-Plakette ersetzen. Das Originalschild bleibt nämlich zuhause; das brauchen wir in Südamerika nicht. Und dann – nach etwa 10 Minuten brummt der Summer – darf Christian auch schon ins Hafengelände einfahren. Auf der speziell dafür ausgewiesenen Fläche vor dem Kai parken bereits einige andere Wohnmobile und warten auf die Verschiffung nach Montevideo und unser Dicker darf einfach mit dazu. ALLE Schlüssel abgeben, das war es schon!
Ist ein komisches Gefühl, fremden Menschen den Wagen und den Zugang zu allen, wirklich allen Staufächern inkl. „Geheimfächern“ in die Hand zu drücken. Aber das sind die Regeln der Reederei. In ein paar Tagen soll unser Mobil auf das Ro-Ro Cargoschiff Grande Amburgo der Grimaldi Lines verladen werden.

Abfahrt aus Stade
Letzter Reifencheck
Ankunft O’swaldkai

Wir machen auch noch kurz Bekanntschaft mit einem Ehepaar aus der Schweiz, die ebenfalls heute ihr Wohnmobil zur Verschiffung abgeben und dann gleich weiter nach Buenos Aires fliegen werden. Sie mussten ja den ganzen Weg aus der Schweiz bis nach Hamburg auf eigener Achse fahren. Da haben wir es etwas leichter und kürzer gehabt. Nach gut drei Stunden (gerechnet seit Losfahrt in Stade) sind wir wieder daheim. Problemloser hätte es nicht funktionieren können. Bei all dem – für Nicht-Eingeweihte etwas chaotisch anmutenden- Gewusel auf dem Hafengelände, scheint es eine höhere Macht zu geben, die all die verschiedenen Waren-, Menschen- und Fahrzeugströme effizient lenkt und leitet. Wir sind wirklich beeindruckt.

Und jetzt wird schon zum ersten Mal Flexibilität von uns verlangt und die Planung erfährt ihre erste Änderung. Statt am 12. Oktober soll die Abfahrt nun am 16. Oktober sein. Wir haben immer mit Planänderungen gerechnet; aber muss das bereits vor dem 1. Tag sein?!? Wiederum ein paar Tage später heißt es dann: 20. Oktober „Abgang“ in Hamburg – das richtige Wort für die Abfahrt eines Schiffes wie wir mittlerweile wissen. Unser schönes, sauber geputztes Auto steht zwei Wochen bei Sturm und Regen im Hamburger Hafen. Das berüchtigte norddeutsche Schietwetter hat Hamburg und Umgebung fest im Griff. Gleich ein Klimastresstest für Patagonien :-).

Wir verfolgen den Anlauf der Grande Amburgo auf unseren Handys. Abfahrt von Teneriffa, die portugiesische Küste hoch bis Antwerpen; der letzte Hafen vor Ankunft in Hamburg. Nach einem ungeplant langen Stopp in Antwerpen fährt (seemännisch: geht) sie dann tatsächlich endlich los Richtung Norddeutschland. Doch kurz vor der Elbmündung plötzlich wieder Stillstand. Sie zieht südwestlich von Helgoland kleine Kreise und Achten. Warum? Ein Sturm historischen Ausmaßes in der Ostsee mit starken Ostwinden = extremes Niedrigwasser in der Elbe = keine großen Schiffe dürfen die Elbe rauf in den Hamburger Hafen!!!

Inzwischen kennen wir auch allerlei Apps zur Schiffsverfolgung und Live-Webcams in und um den Hafen. Nur sehen tun wir nichts.

ENDLICH: am 21. Oktober taucht die Grande Amburgo im Hamburger Hafen bei Ovelgönne aus dem Morgennebel auf und legt kurze Zeit später am O’swaldkai an. Auslauf ist für den darauf folgenden 22. Oktober geplant, kurz nach zwanzig Uhr bei Hochwasser. Und diesmal klappt der Zeitplan.

Gegen 21.30 fährt die Grande Amburgo mit PuCe an Bord an Stade Richtung Nordsee vorbei, was wir mit einem Gläschen Sekt gebührend feiern. Gute Reise und hasta pronto in Montevideo! Ein klein bisschen mulmig ist uns auch – jetzt geht es wirklich los und wir müssen hinterher.

Wegen dieser neuerlichen Verspätung (nunmehr fast eineinhalb Wochen gegenüber der ursprünglichen Planung) mussten wir in der Zwischenzeit unser Apartment in Montevideo umbuchen, da wir ja jetzt in der Summe ca. 2 Wochen vor Ort auf unser PuCe warten werden. Eine unserer leichtesten Übungen…wenn es weiter nichts ist! Wir machen das Beste daraus und freuen uns mittlerweile auf die Extra-Tage. Denn dies gibt uns die Möglichkeit, wirklich an- und runterzukommen, Witterung aufzunehmen, die notwendigen Behördengänge zu erledigen und noch ein paar Tage Buenos Aires einzuschieben.

8 Kommentare zu „Das PuCe fährt Schiff“

  1. Hallo ihr beiden, wir wünschen euch einen guten Flug und hoffen das ihr euer PuCe pünktlich und unversehrt in Empfang nehmen könnt. Jetzt bleibt es nur noch nach langer Zeit erstmal Abschied zu nehmen und euch für euer Abenteuer alles Gute zu wünschen. LG Hartmut und Ines

  2. Naaa? Seid ihr gut in Montevideo angekommen? Denke viel an Euch und wünsche euch nochmals einen guten Start und die nötige Geduld bis auch Puce bei euch eintrifft 🙂

  3. Silvia und Günther Hülß

    Moin, Moin Ihr Abenteurer,
    Euer Reisebericht bis hierhin liest sich ja spannend und aufregend. Das könnte ja eine richtige Fernsehserie werden. Da werden die Abenteuerträume der Kindheit geweckt. Viel Glück Euch Beiden und weiter so mit den spannenden Berichten. Eure Fangemeinde wartet drauf.
    Silvia und Günther

  4. Hola, Uds. dos,
    vielleicht wundert ihr euch über diese späten ersten Zeilen von uns (dafür kommt Post separat, zur Info).
    Wir begleiten euch auf Schritt und Tritt und spüren mit euch die Gefühle in dieser anderen Welt, die teils auch unser ist.
    Wir sind auf eure Berichte sehr gespannt. Alles Liebe und Gute.
    Hella y Carlos

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