Nach einem Monat in Chile zurück in Argentinien




Ähnlich wie schon vor ein paar Monaten in Ushuaia müssen wir uns ganz bewusst von Santiago de Chile losreißen. Die „Auszeit“ während der vergangenen zwei Wochen, inkl. des Besuchs der Osterinsel, hat uns richtig gut getan; mit Reisefreunden auf der kleinen, entspannten Camping-Oase von Matiás einfach mal die Seele baumeln lassen.
Aber nun sind wir wieder hungrig auf neue Abenteuer. Und die beginnen in Valparaíso. Etwas über zwei Stunden dauert die Fahrt in die Hafenstadt an der Pazifikküste. Und wenn eine Stadt schon so heißt, dann erwartet man doch einiges. Doch was wir sehen, ist zunächst nicht sehr paradiesisch. Ein wildes Häusersammelsurium, das seinen Flickenteppich über 45 steil (500m) zum Meer abfallende Hügel geworfen hat.
Leider ist heute Nebel aufgezogen, so dass wir die Stadt als Ganzes nicht überblicken können. Umso schärfer ist dafür unser Blick auf das vor uns Sichtbare gerichtet. Valparaíso ist eigenwillig, lebhaft und bunt und nach dem Tag in der Stadt für uns einfach wunderschön. Seit 2003 gehört der außergewöhnliche Innenstadtbereich zum Welterbe der UNESCO. Es ist das nebeneinander von jahrhundertealter Geschichte und Tradition eines fast 400 Jahre alten, weltoffenen Hafenstädtchens, Moderne und alternativer Künstlerszene, das uns so in den Bann zieht. Englische, holländische, französische und deutsche Kaufleute etablierten sich hier in Chiles wichtigstem Hafen für die Schiffsrouten über Kap Hoorn zum Atlantik. Und so sieht es dann auch aus: ein deutscher Hügel grenzt an einen italienischen, ein britischer an einen französischen. Im flacheren, unteren Teil, dem sogenannten plan, ein im 19. Jahrhundert dem Meer zusätzlich abgerungenes Stück Land, gesellen sich Finanz-, Handels- und Regierungsviertel dazu.
Die neidische Stichelei der Hauptstädter aus Santiago, dass in Valparaíso nur Hippies wohnen, kontern diese mit dem folgenden Spruch: „we are not hippies, we are happies“.



Wir beschließen, die Stadt im Rahmen einer 3-stündigen Führung zu erkunden. Cata, eine junge Einheimische, entführt uns in „ihr“ Valparaíso.
Chiles bekanntester Schriftsteller, Pablo Neruda hat einmal geschrieben: „wenn wir alle Treppen Valparaísos begangen haben, sind wir um die Welt gereist“. So kann man es sehen. Uns sind unterwegs, durch das ewige Treppauf und Treppab, den einen Hügel hinauf, den anderen wieder hinab, die Füße ganz schön schwer geworden.
Und daher haben wir ruhigen Gewissens eine der vielen über 100 Jahre alten Standseilbahnen, den Ascensor Reina Victoria, hinauf zum Cerro Concepción genommen. Neben dem Cerro Alegre die Topadresse für Stadterkundler. Pittoreske, winzige Passagen laden zum Flanieren ein. Geschmückt von von hübschen Häusern aus den Jahren um 1900 und überall die weit über die Grenzen Valaparaísos hinaus bekannten murales. Wo vor 10 Jahren noch die Reinigungsdienste angerückt sind und die Maler mit saftigen Strafen zu rechnen hatten, hat sich mittlerweile eine regelrechte Kunstszene um die Wandgemälde entwickelt. Selbst zeitgenössische Künstler-Granden verewigen sich mit beeindruckenden Szenerien…einige wollen einfach nur schön sein, andere haben eine politische Botschaft, prangern soziale Missstände an oder haben einen historischen Hintergrund. Hier haben sie sich zu einem Publikumsmagneten entwickelt.
Uns beeindruckt neben den Darstellungen selbst auch die Tatsache, dass die Gemälde von allen respektiert werden; d.h. kaum ein achtlos übergespraytes Graffiti entstellt die Werke. Cata erzählt uns, dass immer wieder neue dazukommen. Manche innerhalb weniger Tage, andere benötigen Wochen bis zu ihrer Fertigstellung. Und die Hausbewohner fühlen sich mindestens geschmeichelt, wenn nicht sogar ein bisschen geehrt, Leinwand für einen neuen Hingucker zu bieten.







Nach der Führung gönnen wir uns ein Mittagessen auf der Terrasse des Hotel Fauna und erklimmen unseren letzten Hügel des Tages, den Cerro Panteon, mit seinen beiden Friedhöfen. Einen für die katholischen Einheimischen und den zweiten für die zugezogenen Andersgläubigen. Spirituelle Ordnung muss auch im Paradies sein. Der Friedhof selbst ist allerdings schon etwas in Unordnung geraten.






Auf unserem Campingplatz im nur wenige Kilometer entfernten, benachbarten Laguna Verde stoßen wir abends mit Petra und Elmar (ja, die sind auch hier…sie besuchen für ein paar Tage alte Freunde) mit einem Bier und Grillwürstchen am Lagerfeuer auf den wohl letzten gemeinsamen Abend für eine längere Zeit an (es wurde am Ende dann doch der vorletzte). Angesteckt vom Gedanken an dauerhafte Sonne, Wärme, Meer und Wellen haben die beiden sich kurzerhand entschlossen, an Brasiliens Küste zu fahren, wohin auch schon Louisa, Syo und ihre Kids unterwegs sind. Eben mal schnell vom Pazifik an den Atlantik, gute Fahrt und viel Spaß!





Für uns geht der Weg wieder ins Landesinnere an die Ausläufer (oder Anläufer?) der Andenkordillere. Wir wollen nach Mendoza, in das argentinische Rotweinparadies schlechthin. Über ein unübersichtliches Fernstraßengewirr verlassen wir den Großraum Valparaíso in Richtung argentinische Grenze. Auf etwas mehr als der halben Strecke, hinter Los Andes, und in Ermangelung besserer Alternativen nächtigen wir auf einem großen Fernfahrerparkplatz inmitten von schwerbeladenen Brummis, die entweder aus Argentinien kommend oder noch über den Pass nach Argentinien fahrend hier rasten. Wir fühlen uns gut beschützt von den freundlichen Raubeinen.
Öl, Kraftstoff und Reifenluftdruck, alles OK. Dann los. Mit großem Gewinke und Gehupe werden wir am nächsten Morgen verabschiedet. Es geht bergauf. Der Grenzpass, der Paso de los Libertadores, liegt auf 3200 Höhenmetern. Erst sanft, dem Flusslauf des Río Blanco folgend, erklimmt die Ruta 60 das Tal. An der letzten (Dorf-)Tankstelle vor der Grenze legen wir nochmal einen Kaffeestopp ein und fachsimpeln mit den Bus- und LKW-Fahrern über das für das kommende Wochenende angekündigte schlechte Wetter. Es soll schneien; und der Pass wird wohl, während die Kaltfront durchzieht, für ein paar Tage geschlossen werden. Also nichts wie rüber.
Am Ende des Tals sehen wir, wie sich die LKWs in der Steilwand über unzählige Serpentinen im Schritttempo nach oben schrauben. Rein in die Achterbahn. Drehzahl hochhalten (wegen des Turbos) und bloß nicht anhalten. Und wir haben doppelt Glück. Nicht nur, dass unser PuCe die fast 15km Steilwand-Serpentinen klaglos erklimmt, sondern auch, dass wir bei den drei Straßen-Instandhaltungs-Baustellen, durch die es nur einspurig hindurch geht, durchgewunken werden. „Adelante“…bitte weiterfahren! Herabfallende Felsbrocken und auffrierender Asphalt zwingen zu kontinuierlichen Reparaturarbeiten dieser so wichtigen Verbindung zwischen Argentinien und Chile.
Oben angekommen verschlingt uns der Berg. Auf 3200m Höhe wurde der früher nur als Eisenbahntrasse genutzte Tunnel in den 1980er Jahren für den Straßenverkehr ausgebaut und bietet nun eine riesige Erleichterung. Ohne diese Abkürzung durch den Berg ginge es auf Schotter und Sand nochmal fast 1000m höher über den alten Paso de Cristo Redentor (Christus, der Erlöser). Wahrscheinlich wahrlich eine Erlösung, wenn du dann drüber bist.
So rau und steil, wie es auf chilenischer Seite hinauf ging, so sanft geht es in Argentinien durch ein grünes Flusstal eingekerbt zwischen farbigen Felswänden wieder runter. Im Leerlauf gleiten wir über die geschmeidig geführte, gut ausgebaute Ruta 7 Richtung Uspallata.
Leider ist der nahe Cerro Aconcagua wolkenverhangen. Akon-Kahuak haben die Quechua diesen Gebirgsstock genannt: „Felszitadelle“. Und so können wir heute den Gipfel des höchsten Bergs der westlichen Hemisphäre mit seinen 6962m fast nicht sehen.
Dafür halten wir nur wenige Kilometer später und nach erfolgter Aus- und Einreise am gemeinsamen chilenisch-argentinischen Grenzposten (ohne Wartezeit…scheinbar eine Seltenheit) an der Puente del Inca auf 2700m Höhe. Diese, von zementierten Ablagerungen des hier austretenden, 34°C heißen Quellwassers entstandene 47m lange, natürliche Brücke über den Río Mendoza (ein Naturwunder) war Teil des Wegenetzes im riesigen Inkareich, welches sich im 16. Jahrhundert bis in den Süden – immerhin über 2000km von der Reichsmitte entfernt – ausgedehnt hatte.
Früher hat man dem Thermalwasser allerlei heilende (Syphilis, Arthritis, Rheuma) und aphrodisierende Wirkungen zugesprochen. Und so wundert es nicht, dass im beginnenden 20. Jahrhundert der Kurorttourismus angelockt wurde. Die Thermalhotels mit damals „state-the-of-art“-Annehmlichkeiten (z.B. eigene Thermal-Badewannen in den Hotelzimmern) wurden allesamt bei einem Lawinenabgang 1965 zerstört und aufgrund des UNESCO-Schutzstatus dieses Naturwunders nicht wieder aufgebaut.






In unseren Bedürfnissen einfacher gestrickt, steuern wir am Ortsrand von Uspallata den großen, brandneuen YPF-Rasthof an und gönnen uns Kaffee und Medialunas.
Ein eigentümliches, schönes Wohlgefühl stellt sich ein, nach einem Monat wieder in Argentinien zu sein.
Das kleine Städtchen Uspallata selbst bietet wenig. Einzig die Tatsache, dass hier in der Gegend Teile des Films „Sieben Jahre in Tibet“ gedreht wurden, hat dem Ort kurzzeitig zu Berühmtheit verholfen. Und die wird heute immer noch stolz vermarktet. Von unserem ruhigen Stellplatz am Fluss unternehmen wir einen Spaziergang zu den 2km entfernten „Las Bóvedas“ (die Gewölbe). Arabisch anmutende Kuppeln, die auf die Kolonialzeit zurückgehen. Die ansässigen Jesuiten haben hier silber- und goldhaltige Erze verhüttet. Ein kleines Museum beschreibt den mühevollen Prozess, dem Berg die wertvollen Edelmetalle abzuringen.
Abends gesellen sich dann doch noch einmal Petra und Elmar zu uns auf den Platz auf ein letztes Gläschen Rotwein. Auch die beiden haben den Andensprung rechtzeitig vor dem schlechten Wetter geschafft bevor sie am nächsten Morgen Richtung Brasilien losdüsen.
Gestern Abend war der Blick auf die Anden noch felsig und grau-braun, heute liegt eine dicke Schneedecke auf dem Gebirgszug. Fast schon kitschig schön liegen sie da, die Sechstausender. Und auf der Wiese vor dem PuCe liegt in den frühen Morgenstunden noch Raureif. Die Wettervorhersage hat also gestimmt. Eine gute Entscheidung, rechtzeitig in Valparaíso losgefahren zu sein.










Die nächsten beiden Tage wettern wir auf einem Campingplatz etwas außerhalb von Mendoza ab und lassen die Kaltfront durchziehen (unser neues Wort: „abwettern“ = stehenbleiben und auf schöneres Wetter warten).
Bei schönstem Sonnenschein steuern wir am Montag inmitten von riesigen Weinfeldern rund um Mendoza die kleine Weinfarm Posada Cavieres von Hans an, der eigentlich aus Belgien stammt und auf seinem Gut neben dem Gästehaus mit sieben Zimmern auch ein paar Stellplätze für Overlander eingerichtet hat. Mit Freude nutzen wir die blitzsaubere, heiße Dusche und lassen den Abend bei einem leckeren Abendessen zusammen mit den anderen Gästen des Hauses (eine französische Motorradgang auf Argentinientour) ausklingen.
Die Posada Cavieres bleibt unser Basiscamp für die nächsten Tage. Die Entdeckungstour durch Mendoza Downtown ist zwar interessant, aber so richtig haut uns die immerhin Eine-Millionen-Stadt nicht vom Hocker. Leider ist die Metropole in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder von schweren Erdbeben und Bränden heimgesucht worden, sodass kaum noch alte Bausubstanz übriggeblieben ist. Das Zentrum mit seinen wirklich wunderschönen, grünen Alleen und Plätzen ist schnell durchlaufen und wir nutzen den restlichen Tag für einen Einkaufsbummel durch die G´schäfterl und für ein paar notwendige Erledigungen, u.a. mal wieder Frisör für Christian.
Am nächsten Tag brechen wir zu Fuß auf, wofür wir eigentlich in die Gegend gekommen sind: Weinverkostungen! Im Süden von Mendoza-Stadt reiht sich ein Weingut an das nächste. Unser erster Weg führt uns zur Viña Tempus Alba, wo wir erst auf einem kurzen Lehrpfad interessante Informationen über die Weinherstellung erfahren und dann auf der Sonnenterrasse die erste Weinprobe des Tages begleitet von einer tollen, übergroßen Käseplatte machen. Je drei Rote aus der mittleren und der gehobenen Linie. Ergebnis: wir kaufen keinen für unseren eigenen Weinkeller. Die leckere Käseplatte wird uns allerdings noch lange in guter Erinnerung bleiben.
Also weiter. Um die Ecke (nur eine knappe halbe Stunde Fußweg) liegt MEVI. Auf der Terrasse treffen wir auf einige der Gäste von gerade eben (Tempus Alba). Anscheinend machen mehrere Gruppen die gleiche Tour wie wir. Manche auf dem Fahrrad, manche wie wir zu Fuß. Immer noch pappsatt verzichten wir auf eine Speisenbegleitung und freuen uns auf die hier erzeugten Weine. Wieder je drei aus verschiedenen Qualitätsreihen. Inmitten eines kakophonischen Sprachengewirrs (um uns herum feiern Israelis, Holländer, Argentinier, Brasilianer und Österreicher das Leben) und mit irrem Blick auf die weiß-gezuckerte Andenkette nippen wir uns durch die großzügig eingeschenkten Tropfen und versuchen, die auf den Platzdeckchen beschriebenen Nuancen der jeweiligen Weine zu erriechen und zu erschmecken.
Erkenntnis des Tages: wir müssen noch weiter üben! Aber nicht mehr heute. Schon etwas angeheitert und mit undeutlicher werdender Stimme verabschieden wir uns und machen uns auf den Rückweg zum PuCe. Das dritte Weingut lassen wir aus diesem Grunde aus.
Uns erwartet eine Überraschung: die Holländer Monique und Sjors mit ihrem orangen Volvo-Truck sind da. Die beiden Langzeitreisenden haben wir an Weihnachten in Ushuaia kennengelernt und nun treffen wir sie in Mendoza wieder. Wir haben schon lange aufgehört, uns über die Zufälle, die das Universum für uns bereithält, zu wundern. Klein ist die Welt. Monique und Sjors werden ihren Truck ab Anfang Mai bei Montevideo unterstellen und zu ihrem zweiten Auto nach Südafrika fliegen, um in den kommenden Monaten in Mozambique zu „überwintern“ (wir sind ja auf der Südhalbkugel).


























Tags drauf verabschieden wir uns mit einer vollen Kiste Hans´schen Malbec-Hausweins und fahren zur Viña Ojo de Agua von Dieter Meier etwas außerhalb. Der Besuch dieses Weinguts des Schweizer Tausendsassas (Konzeptkünstler, Gastronom, Weinbauer und Unternehmer) steht schon lange auf unserer Wunschliste. Kennen wir doch einige seiner Weine bereits aus Deutschland.
Schon die Anfahrt ist spektakulär. Über 6 Kilometer führt uns der Weg durch Weinfelder bis wir vor dem edlen Weingut zum Stehen kommen. Wir werden erwartet; Patricia hat vor zwei Tagen für uns reserviert. Ein 5-Gänge-Mittagsmenü und die Übernachtung auf dem Weingut. Wir werden von Lucas am kleinen Restaurant (max. 16 Gäste) mit der Bitte um etwas Geduld empfangen, da die Küchenvorbereitungen noch nicht ganz abgeschlossen sind. Kein Problem. Mit einem Glas wunderbar kühlem Chardonnay von den eigenen Feldern in der Provinz Río Negro machen wir es uns in der loungeartigen, schattigen Sitzecke mit einem kleinen See im Rücken und der Andentraumkulisse vor Augen gemütlich. Ein gelungener Start in einen Genussnachmittag.
Bei Tisch werden wir unter schattenspendenden Bäumen verwöhnt. Nicht nur die erstklassigen Weine, die zu jedem Gang passend serviert werden, auch die Menügänge selbst sind geschmacklich kaum zu übertreffen. Lucas schenkt immer wieder großzügig nach. Wir schlemmen und genießen über drei Stunden lang. Und am Ende nehmen wir uns noch ein paar Flaschen vorzüglichen Malbec mit nach Hause, der zum Hauptgang (einem ojo de bife) serviert wurde.
Rundum zufrieden verschlafen wir den Nachmittag im PuCe und bestaunen am Ende des Tages den Sonnenuntergang von der Loungeecke. Der Abstecher hat sich gelohnt.
Unser nächstes Ziel liegt etwas östlich von San Juan in der gleichnamigen Provinz: die Pilgerstätte der Difunta Correa. Sonntag für Sonntag sieht man einen Priester ein ungewöhnliches Ritual vollziehen. Er segnet die Motoren von Automobilen, die mit hochgeklappten Hauben ebenso erwartungsvoll wie ihre Besitzer dastehen. Jedes Wochenende um die 2000, an Ostern bis zu 10000! Wir sind an einem Freitag hier; daher hält sich der Besucheransturm in Grenzen. Nur die vielen Souvenir- und Imbissbuden bereiten sich schon geschäftig auf das bevorstehende Highlight der Woche vor.
Wir haben ja schon in einem früheren Artikel die Geschichte des argentinischen Volksheiligen Gauchito Gil erzählt; dem Schutzheiligen der Fernfahrer. Nun ist es so, dass an den Straßenrändern neben den roten Gauchito-Gil-Schreinen auch zahllose weiße Schreine mit einer darin liegenden Frauenfigur und ihrem Baby stehen. Neben den üblichen Opfergaben liegen oft auch Autoreifen, Nummernschilder und sogar Auspufftöpfe daneben. Es handelt sich um die „Difunta Correa“ (die verstorbene Correa). Die auf den bürgerlichen Namen Deolinda Correa getaufte Dame war die Frau eines Gauchos, die sich der Legende nach 1841 in hochschwangerem Zustand in der Wüste von San Juan auf die Suche nach ihrem in den Zivilkriegen verschollenen Ehemann begab. Sie gebar unterwegs, starb verdurstend, doch das Kind überlebte an ihrer Milch spendenden Brust. Diese vom Volk zur Heiligenlegende erhobene Geschichte rührt das Herz der Argentinier manchmal mehr als die Apostelgeschichte. Verständlicherweise tut sich die katholische Kirche schwer mit der Gauchofrau. Gegenüber dem Ort des Geschehens, wo die Tote mit dem Säugling gefunden worden sein soll, hat man schnell eine kleine Kirche erbaut, um dem Ort wenigstens einen Hauch von religiöser Authentizität zu verleihen. Im Heiligenregister wird Deolinda Correa dennoch nicht geführt.
Und wie hängt das jetzt mit den Autofahrern zusammen? Der Sprachteufel will es, dass das spanische correa auch „Keilriemen“ und difunta correa so viel wie „kaputter Keilriemen“ bedeutet. Dieses Wortspiel konnte nicht ohne Folgen bleiben. Womit wir wieder beim Autokult angelangt wären. Mittlerweile hat sich die Verehrung aber weit über die Automobilbranche hinaus entwickelt. Die Kerzen anzündenden Besucher bitten um alles, was ihnen auf dem Herzen liegt. Vom Wunsch nach erfolgreicher Schul- und Studienabschlüsse für die Kinder, glücklichen Ehen, über genügend Finanzmittel zum Abtrag der Hypothek und Erlösung von allerlei Gebrechen und Krankheiten geht die Liste der Pilger. Die gespendeten Devotionalien und gestifteten, unzähligen Dankesplaketten bezeugen, dass scheinbar viele Wünsche von der Difunta berücksichtigt und erhört wurden. Den Hügel schmücken tausende, selbstgebastelte Mini-Holzhäuser…wir zünden Kerzen an verbunden mit unseren eigenen Gedanken an die lieben Menschen, die uns vorausgegangen sind. Und mit einem Augenzwinkern erstehen wir auch ein kleines, bedrucktes Pilgerband mit dem expliziten Schutz der Difunta für Mercedes-Benz-Fahrzeuge…jetzt kann wirklich nichts mehr schiefgehen.
Bei allem Fremdeln, das wir empfinden, sind wir doch beeindruckt von diesem Ort und vom tief verwurzelten Volksglauben der Argentinier.
Hallo ihr beiden, wie ich sehe habt ihr alles richtig gemacht. Ihr habt eine tolle aufregende Zeit mit sehr vielen aufregenden Abenteuern und sehr vielen neuen Erfahrungen. Danke das ihr uns an eurer Reise so gut teilhaben lasst. LG Hartmut