Schnupperwochen – Montevideo


Ruhe und Beschaulichkeit entlang der 22km langen Rambla

Am Samstagmittag sind wir mit der Fähre von Buquebus von Buenos Aires nach Colonia quer über den Rio de la Plata gereist, anschließend dann weiter mit dem Bus zum Terminal Tres Cruces im Herzen Montevideos, der Hauptstadt Uruguays. Von dort aus haben wir ein Taxi genommen und sind am frühen Abend in unserem Apartment in der Ciudad Vieja angekommen. Die Cousine unserer Vermieterin hat uns herzlich mit einem frischen Kaffee und einem netten Palaber empfangen (und das alles auf Spanisch…). Das Apartment ist großartig, sogar mit kleinem Balkon! Es hat eine tolle Lage mitten in der Altstadt, neben der Plaza Zabala, unsere Sprachschule ist nur 10 Minuten zu Fuß entfernt und der Hafen gleich um die Ecke. Im November wird hier auch unser PuCe ankommen, so konnten wir uns gleich einmal orientieren.

Übrigens: Der amtliche Name von Uruguay lautet eigentlich Republik östlich des Uruguay (República Oriental del Uruguay.) Der fast 2000km lange Río Uruguay bildet von Brasilien kommend die westliche Grenze zu Argentinien, bevor er in den Río de la Plata und damit dann in den Atlantik mündet.

Sonntag war Stadtbummeltag in und rund um die Altstadt.

Die Plaza Independencia ist der Hauptplatz der Stadt. Im Zentrum des Platzes befindet sich das beeindruckende Denkmal des Nationalhelden José Gervasio Artigas, das von einer riesigen Reiterstatue gekrönt wird. Der Platz ist von historischen Gebäuden umgeben, darunter das prächtige Teatro Solís, das älteste Theater in ganz Südamerika.

Ein weiteres Highlight ist die Ciudad Vieja, die Altstadt von Montevideo. Hier kann man durch die engen Gassen schlendern und die gut erhaltenen Kolonialgebäude bewundern. Besonders sehenswert ist die Catedral Metropolitana, eine Kathedrale mit einer wunderschönen Fassade.

Gleich ums Eck befindet sich auch der Mercado del Puerto. Früher so etwas wie der alte Hamburger Fischmarkt. Heute – genau wie die Fischmarkthalle in Hamburg – ein lebhafter Ort, der für seine köstlichen Grillrestaurants bekannt ist. Natürlich mussten wir hier auch gleich zu Abend essen. Fleisch mit Fleisch!

Unser erster Eindruck war, dass es in Montevideo im Vergleich zum quirligen Buenos Aires wesentlich ruhiger und gemächlicher zugeht.

Sonntags sind alle Geschäfte geschlossen und die Straßen leergefegt. Nach wie vor wird hier der Sonntag der Familie und der Entspannung gewidmet. Kaum einer denkt ans Geschäftemachen. Viele Familien treffen sich entlang der Rambla, einer 22km langen Promenade entlang der Küste, um gemeinsam zu angeln, zu spazieren oder einfach nur aufs Meer zu schauen und Mate-Tee zu trinken.
Mate-Tee ist überall präsent; die Thermosflasche mit dem heißem Wasser scheint unter dem Arm festgewachsen zu sein.

Apartment in der Ciudad Vieja
Plaza Independencia
Teatro Solís
Mercado del Puerto

Mate-Tee, auch bekannt als Yerba Mate, ist ein beliebtes Getränk, das in Südamerika, insbesondere in Ländern wie Argentinien, Uruguay und Paraguay, konsumiert wird. Er wird aus den getrockneten Blättern und Stängeln des Mate-Strauchs hergestellt. Mate-Tee hat eine lange Tradition und wird oft in einer speziellen Kalebasse mit einem Metalltrinkhalm mit „eingebautem Sieb“, genannt Bombilla, serviert.
Die Zubereitung des Tees ist relativ einfach: Die Blätter werden zerkleinert und in die Kalebasse gefüllt, dann wird heißes, aber nicht kochendes Wasser hinzugefügt. Der Tee wird durch die Bombilla gesogen und genossen. Der Geschmack von Mate-Tee ist erfrischend und leicht bitter, ähnlich wie grüner Tee.

Wenn wir im November zurückkommen, werden wir uns die dazu nötige Ausrüstung selbst zulegen!

Die Sprachschule Academia Uruguay ist etwas kleiner als ihre Schwester in Buenos Aires und befindet sich in einem ebenso wunderschönen Gebäude im spanischen Kolonialstil. Das Team dort ist großartig und hat uns sehr freundlich empfangen. Der obligatorische Einstufungstest ergibt: wir werden nivel 2 zugeordnet. Letzte Woche war das noch nivel 1. Wir machen scheinbar Fortschritte!
In den kurzen Unterrichtspausen treffen wir uns zusammen mit den anderen alumnos im zentralen Innenhof, um bei Kaffee und Keksen die neuesten Infos auszutauschen. Wir staunen viel, ob der jeweiligen Umstände und Lebensmodelle unserer vornehmlich aus Europa und Nordamerika stammenden Kommilitonen. Uns zweien wird mehr und mehr bewusst, dass wir – wenn auch nur für einen begrenzten Zeitraum (zu mehr trauen wir uns derzeit nicht) – das sich gefühlt immer schneller drehende Hamsterrad rund um den Job anhalten wollen.
Gleich zu Beginn die Ankündigung der Schule: Ihr habt am Mittwochnachmittag frei. Überall in Montevideo werden Umzüge stattfinden, um lautstark und selbstbewusst den internationalen Frauentag zu feiern. Die ganze lilafarben dekorierte Stadt ist scheinbar auf den Beinen.

Wir haben den freien Nachmittag genutzt, um zusammen mit unserem kanadischen Kommilitonen Alain Fahrräder auszuleihen und eine Tour entlang der Rambla bis nach Pocitos zu machen. Der Fahrradverleiher ist eigentlich Buchhändler im ersten Beruf; und zwar passionierter Antiquitätenbuchhändler. Nach seiner eigenen Aussage wirft der Buchladen aber nicht mehr genügend ab, um die Familie zu ernähren und vor allem seinen Graskonsum (!) zu decken…daher der Fahrradverleih an Touristen. Ohne auch nur unsere Namen, geschweige denn eine Kaution hinterlassen zu müssen, geht es los. O-Ton: brauche ich nicht, ihr scheint ehrliche Leute zu sein. Vielen Dank für die Blumen!
Apropos Gras: an vielen Ecken der Stadt stehen Gruppen Junger und Alter zusammen und rauchen genüsslich die selbstgedrehten Fröhlichmacher, die immer wieder herumgereicht werden. Ist vollkommen legal in Uruguay. Selbst der Anbau für den Eigenbedarf. Wir bleiben ab und zu stehen und atmen aus der Ferne die süßliche Luft ein bisschen mit.

Gleich neben dem Strand von Pocitos mussten wir natürlich auch ein Foto mit dem Montevideo-Schriftzug machen. Noch sind wir ja Touristen!

Am Leuchtturm, dem Faro Punta Carretas, haben wir ein deutsches Rentnerpaar mit ihrem Landrover aus Bad Tölz getroffen, die am nächsten Tag ihr Auto zurück nach Deutschland verschiffen werden. Sie sind eine ähnliche Tour, wie wir sie vorhaben, und noch etwas mehr gefahren. Aber das Ganze statt in 11 Monaten in 4 Monaten. Sie saßen fast die ganze Zeit am Steuer, um ihre Liste abzuarbeiten – klang für uns jetzt nicht so erstrebenswert.

Wegen des freien Nachmittags galt es, die ausgefallenen Unterrichtstunden an den anderen vier Tagen nachzuholen, um auf die nötigen 30 Wochenstunden Unterricht zu kommen. Unsere Schultage wurden dadurch noch länger und wir sind abends nach den deberes (Hausaufgaben) erschöpft und müde ohne großartiges weiteres Programm ins Bett geplumpst. Wir kommen ja wieder!

Wie so oft vergingen auch diese 6 Tage in Uruguay viel zu schnell. Am Samstagmorgen sind wir mit der Schnellfähre von Buquebus – diesmal auf direktem Weg – zurück nach Buenos Aires gefahren. Problemloser und entspannter geht es wirklich nicht. Alles lief super professionell ab. Besser als bei mancher Fluglinie.

Nochmal einen Abend in die Stadt eintauchen (fühlt sich alles schon irgendwie sehr vertraut an) und am nächsten Tag mit dem Taxi zum Flughafen. Wir fliegen zurück nach Hause mit einem kleinen, ungeplanten Umweg über Düsseldorf. Endstation. Näher wollte bzw. konnte uns Iberia nicht an Stade heranbringen, da ja alle norddeutschen Flughäfen, so auch Hamburg, an diesem Montag bestreikt wurden…den Rest haben wir mit einem Mietwagen erledigt. Nach gut zwei Wochen südamerikanischer tranquilidad hat uns diese kleine Extra-Herausforderung auch nicht mehr aus den Socken hauen können.

Unser Fazit:
Die ersten Berührungen mit Argentinien und Uruguay waren für uns wichtig und wertvoll. Und das in vielerlei Hinsicht:

1. Wir konnten unser Spanisch von Baby- auf Kindergartenniveau verbessern. Das Río Platense (= das Spanisch, welches um den Río de la Plata gesprochen wird) klingt für uns etwas einfacher als das Castillano. Perfekt!
Die Academia in Buenos Aires und in Montevideo hat eine tolle und kurzweilige Methode entwickelt, um sehr schnell notwendige Alltagskenntnisse zu erlernen und zu vertiefen. Vormittags Klassenunterricht (bei uns waren es maximal 7 Schüler pro Klasse), nachmittags dann Einzelunterricht mit dem Schwerpunkt auf Konversation.

2. Hinfühlen, ob wir zu diesem Teil der Welt und vor allem zu den Menschen, die hier leben, Kontakt finden. Wir können es gar nicht erwarten, in gut einem halben Jahr wieder hier zu sein. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft überall. An die uns manchmal noch nervös machende Ruhe und Gelassenheit der Porteños werden wir uns bestimmt noch gewöhnen.

3. Praktische Beweggründe: herausfinden, bei welchen Stellen wir im November hier in Montevideo vorstellig werden müssen, um unser Auto aus dem Hafen auslösen zu können. Für uns klingt „einfach“ anders. Wir wissen immerhin schon, wo die Einwanderungsbehörde für die Ausstellung des Certificado de Llegada, die Hafenmeisterei zur Entrichtung der Hafengebühren, das Reedereibüro zur Bezahlung der Handlinggebühren & Ausstellung der sog. „bill of lading“ und der Zoll (Duana) sind. Dokumente über Dokumente. Wird eine kleine Lauferei mit ein paar „hin und hers“ zwischen den einzelnen Stellen. Aber wir freuen uns schon, diese Herausforderung ohne fremde Hilfe meistern zu müssen. Wir werden berichten!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert