Schnupperwochen – Buenos Aires


Tango, bunte Stadtviertel und ein neuer spanischer Dialekt


Unser erster Kontakt mit Argentinien ist Buenos Aires. Hauptsächlich als Sprachreise gedacht, ist es auch ein Test. Ein Test, um herauszufinden, ob wir uns in diesem Teil der Welt für längere Zeit wohlfühlen werden können.

Buenos Aires ist eine atemberaubende Stadt, die uns sofort in ihren Bann gezogen hat. Nach langer Anreise über Madrid tauchen wir aus dem grauen deutschen Winter direkt in das sonnige Herz der Altstadt ein. Unser kleines Apartment liegt ganz zentral zwischen dem Plaza de Mayo und dem quirligen Viertel San Telmo. Es ist Sommer, die Stadt ist bunt und lebendig und wir haben das ganze Wochenende Zeit für Erkundungstouren, bevor die Schule am Montag beginnt.

Die Großstadt Buenos Aires ist eigentlich ein Potpourri aus vielen verschiedenen Stadtteilen, den „Barrios“, die alle ihren eigenen, einzigartigen Charme besitzen.

Wir wohnen am Rande von San Telmo, ein historisches Viertel in Buenos Aires, gegründet im 17. Jahrhundert. Es ist bekannt für seine holprig gepflasterten Straßen, engen Gassen, alten Gebäude und seine lebhafte Kunst- und Kulturszene. Ein faszinierendes Viertel, das eine einzigartige Mischung aus Geschichte, Kultur und Unterhaltung bietet. Und ein Ort, an dem man die herzliche und freundliche Seele der Porteños, der Einwohner von Buenos Aires, spüren kann.

Plaza de Mayo
Casa Rosada
überall Musik

Eine der Hauptattraktionen ist natürlich der berühmte Markt, der hier jeden Sonntag stattfindet. Lokale Kunsthandwerker, Antiquitäten- und Souvenirhändler buhlen um Kundschaft. Daneben unterhalten Straßenkünstler und Musiker die Besucher. Mit einem der Künstler, dem Maler Federico, kommen wir ins Gespräch und verhandeln eine Weile (ganz wichtig!!) – dann wechseln zwei tolle „Tango-Bilder“ in unseren Besitz. Denn San Telmo ist auch bekannt für seine Tango-Szene. In vielen Bars und auf den Plätzen kann man die traditionelle argentinische Musik und den Tanz hautnah erleben.

Natürlich mussten wir auch Dulce de Leche probieren; besser gesagt wir wurden zum Probieren genötigt. In unzähligen Geschäften wird die beliebte Süßigkeit in allen Möglichen Formen angeboten: als Brotaufstrich, als Praline, als Bonbon etc.. Unsere Wahl fiel auf ein leckeres Eis…aber Achtung: eine sehr, sehr zuckrige Angelegenheit!

Zu Fuß ging’s weiter ins Barrio Recoleta, das nördlich des Zentrums liegt. Es ist ein gehobener Stadtteil mit eleganten Gebäuden und Parks. Besonders beeindruckt hat uns der Friedhof von Recoleta, auf dem viele berühmte Persönlichkeiten begraben sind. Begraben ist das etwas falsche Wort, denn der Cementerio de Recoleta ist eine Mausoleumsstadt mit buchstäblich tausenden Krypten. Je nach finanziellen Möglichkeiten der Familien gibt es dort alles, von schäbigen, heruntergekommenen Stätten bis hin zu prachtvollen Marmorpalästen. Man kann stundenlang zwischen den Mausoleen spazieren und die Stille genießen. Einzige Einschränkung: am Grab von Evita (Eva Perón) – hier stehen die Kreuzfahrergruppen Schlange und warten auf ihre 5-Sekunden-Gelegenheit ein Foto zu knipsen, bevor die Mitkreuzfahrer drängeln und ihren eigenen Anspruch geltend machen.

Leider haben wir das mit einem Augenzwinkern erwähnte Mausoleum einer mittlerweile ausgestorbenen Familie, das angeblich als Toilettenhaus genutzt wird und mit frischem Toilettenpapier- und Hygieneartikel-Stapeln auf den Sarkophagen ausgestattet sein soll, nicht gefunden.

Östlich des Plaza de Mayo, hinter dem Präsidentenpalast, im Volksmund Casa Rosada (Rotes Haus) genannt, schmiegt sich Puerto Madero (früher der Holzhafen) an. Ein moderner Stadtteil mit vielen neuen Wolkenkratzern und Restaurants direkt am Wasser. Wir waren ein paar Mal zum Essen dort. Die Atmosphäre ist sehr relaxt; viele Einheimische, vor allem jüngere und mittelalte, treffen sich hier zum Beispiel nach der Arbeit auf einen Drink. In Puerto Madero findet sich auch die Puente de la Mujer, eine berühmte Brücke, die von dem Architekten Santiago Calatrava entworfen wurde und ein Paar beim Tangotanzen darstellen soll. Naja, wir konnten die beiden Tänzer trotz einiger Anstrengung nicht mal ansatzweise erkennen. Aber wir sind ja auch Tangoneulinge…

Puerto Madero
Puente de la Mujer

Nach einem intensiven Erkundungs-Wochenende der Stadt, sind wir nach dem Frühstück auf dem Plaza de Mayo (Café con leche mit Medialunas) am Montag um 9 Uhr zu unserer ersten Spanischkursstunde in der Academia Buenos Aires gelaufen. Wir durften als Anfänger zusammen mit einer kleinen internationalen Gruppe (Brasilianer, Kanadier, Deutsche, Schweizer) vormittags den Gruppenunterricht besuchen. Am Nachmittag gab es dann nochmal 2 Stunden Einzelunterricht für uns, um der Voraussetzung für Bildungsurlaub in Hamburg zu entsprechen. Der Unterricht in der Academia war sehr kurzweilig und wir haben festgestellt, dass der spanische Dialekt, der am Rio de la Plata gesprochen wird, viel einfacher in der Aussprache für uns ist. Außerdem fällt eine Personenform (vosotros) einfach weg. Allerdings sind 30 Wochenstunden plus Hausaufgaben kein geringes Pensum.

Für die eingefleischten Fußballfans ist La Boca natürlich ein Begriff. Hier steht das Fußballstadion La Bombonera (die Pralinenschachtel). Kein Wunder also, dass in La Boca dem größten Sohn des lokalen Klubs Diego Maradona überall gehuldigt wird. Auf vielen Garagentoren und Türen findet man das Konterfei von el Pibe del Oro (dem Goldjungen). Uns zieht es jedoch in die Gegend näher am ehemaligen Fischerhafen. Bunte Häuser flankieren überall die Gassen. Es lohnt sich auch in die Hinterhöfe zu spitzen; einfach mutig durch die Portale gehen und sich überraschen lassen. Bei so vielen Touristen sind die Restaurants und Bars nicht fern, in denen du die lokale Küche genießen kannst. Allerdings schließen alle schon um 18 Uhr (eben für Touristen) und so bleibt uns nach der Schule nur wenig Zeit durch den Caminito und die angrenzenden Gässchen zu schlendern . Uns wurde abgeraten, spätabends oder nachts alleine in dem Viertel zu spazieren. Und wenn das schon die locals sagen, dann besser daran halten. Also ab in Bus und zurück ins Zentrum zum cena, dem Abendessen.

Einige argentinische Spezialitäten konnten wir bereits probieren. Die Parilla ist ein fester Bestandteil der argentinischen Esskultur. Das Fleisch wird über Holzkohle gegrillt, was ihm einen besonderen Geschmack verleiht. Dazu werden leckere Saucen, z.B. Chimichurri, serviert und oft Papas Fritas. Ein weiteres bekanntes Gericht in Argentinien sind Empanadas. Diese gefüllten Teigtaschen sind in verschiedenen Variationen erhältlich und werden oft als Vorspeise oder Snack serviert. Die Füllungen können aus Fleisch, Käse oder Gemüse bestehen. Choripan ist ebenfalls ein traditionelles Streetfood-Gericht, das aus zwei Hauptzutaten besteht: Chorizo und Pan (Brot). Dazu müssen wir im Herbst wiederkommen – die eine Woche hat leider nicht ausgereicht um alles zu verkosten.

Wir waren ausserdem noch im Rosedal (Rosengarten), im Jardín Japonés, im Barrio Palermo, am Obelisken, vor dem Café Tortoni und dem Teatro Colón, an der Floraris Genérica etc.. Alles zu beschreiben wäre an dieser Stelle zu viel. Am ersten Tag in der Stadt haben wir von einem Touristenführer auf dem Plaza de Mayo einen Stadtplan mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten erhalten. Es gibt in Buenos Aires so viel zu entdecken, wir konnten diesmal nur einen ersten Eindruck gewinnen.

Rosedal

Mit dem Buquebus ging es dann nach diesen beeindruckenden Tagen über den Rio de la Plata nach Uruguay. Wir wollen definitiv wiederkommen!

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