Das PuCe

Warum PuCe? Dazu unten mehr…

Unser PuCe hat schon ein paar Jahre Erfahrungen sammeln dürfen. Manche würden ihn als alten Knaben bezeichnen; immerhin wird der LKW-Unterbau dieses Jahr schon 40 Jahre alt. Für uns allerdings ist er gerade erst in seiner Blütezeit angekommen.

Die ersten fast 30 Jahre war unser PuCe bei der Feuerwehr in Oberhausen im Ruhrgebiet im Einsatz. Leider ist nicht belegt, wie vielen Menschen er während seiner Dienstzeit helfen konnte. Bestimmt waren die Oberhausener Feuerwehrler sehr zufrieden, denn sonst wäre er sicherlich schon viel früher ausgemustert worden.

Im Jahr 2013 haben Arjan und Miranda das Feuerwehrauto erworben, um sich ihren Traum von einem selbst gebauten Fernreisemobil zu erfüllen. Mit Freunden und – an den wichtigen Stellen – professioneller Unterstützung ging es an den anspruchsvollen Umbau. Dabei standen drei Kriterien im Vordergrund:
1. Einfachheit = minimale Ausfallwahrscheinlichkeit von kritischen Komponenten am Fahrzeug als auch in der Wohnkabine. Z.B. keine/kaum Elektronik. Bis auf die installierte Solaranlage und deren Unterkomponenten (Wechselrichter, etc.) gibt es im gesamten Fahrzeug keine Platinen oder anderweitige Elektronik…ok…in den LEDs im Fahrzeug natürlich schon.
2. Hoher Autarkiegrad. Solar zur Stromerzeugung, ca. 500 Liter Frischwasser incl. Trinkwasseraufbereitungssystem und Diesel für mehr als 3000 km sprechen eine deutliche Sprache.
3. Ersatzteilverfügbarkeit auch in entlegenen Teilen der Welt. Der Mercedes 1922AK gilt zwar als äußerst robustes Fahrzeug, manchmal braucht er aber doch ein bisschen fachmännische Zuwendung. Und da ist es gut zu wissen, dass Ersatzteile sowie Fachpersonal weltweit bereit stehen. Und im schlimmsten Fall könnte ein Schweißgerät und eine Fettpresse die nötige Erste-Hilfe leisten.

2014 ging es nach der Taufe als BigToy dann los. Arjan und Miranda’s Tour führte von den Niederlanden aus über Nordafrika in den Nahen Osten. Weiter über Zentralasien (Turkmenistan, Tadschikistan, Kirgisistan) bis in die Mongolei und über Russland zurück nach Europa. Viereinhalb Jahre. Was für eine erlebnisreiche Reise.

2019, zurück in den Niederlanden, beschlossen Arjan und Miranda, dass sie für dieses Fahrzeug nun “zu alt” wären und daher etwas Größeres und Bequemeres mit mehr Wohnfläche benötigen. Ein Haus? Nein. Also BigToy verkaufen und stattdessen einen dreiachsigen Scania (ehemaliger holländischer Tulpenlaster) ausbauen. Mittlerweile verbringen die beiden die meiste Zeit in Südeuropa mit ihrem neuen BigToy.

Und so kamen wir ins Spiel.

Da ein Neubau eines solchen Reisemobils für uns finanziell außer Reichweite lag, sind wir über einen bekannten Internet-Gebrauchtwagenmarkt auf Arjan’s Angebot gestoßen. Flugs ins Auto gestiegen und bei der Vor-Ort-Besichtigung in den Niederlanden haben wir uns dann in BigToy verliebt. Den finalen Schupps zum Kauf-Handschlag hat dann kurioserweise die Lackfarbe gegeben: RAL1013, ein freundliches Perlweiß. Denn “Oktober 13” ist ein zweifach wichtiger Tag in unserem Leben. Wenn das mal kein gutes Omen ist!

Ein paar Tage später und mit frischem niederländischen TÜV (der für die Zulassung in Deutschland – wie wir später feststellen mussten – allerdings nicht das Papier wert ist, auf dem er gedruckt ist) hat uns Arjan sogar noch sein BigToy zu uns nach Stade überführt. Was für ein Service!! Mit der Ruhe in unserer Straße ist es seither allerdings vorbei. Alle Nachbarn wissen sofort, wann wir nach Hause kommen…

Die dann folgende Story zur Zulassung in Deutschland ersparen wir euch hier.
Nur so viel: Buchbinder Wanninger lässt grüßen. Wir hatten einige schlaflose Nächte. Und ohne die Unterstützung von vielen netten und hilfsbereiten Engeln hätten wir zwei das nicht hinbekommen. Von der Suche nach einem TÜV-Prüfer, der sich mit Lust und Engagement unseres Mobils annahm (Vollgutachten nach §21 = Einzelabnahme), über das Abarbeiten der Mängelliste, Versicherung, etc., etc.
Manche Zulassungsregeln erschließen sich uns bis heute nicht; aber zugegeben, es war schon ziemlich mutig, ohne Schalldämpfer im Auspuff beim TÜV vorzufahren. Der Überzeugungsversuch „loud pipes save lives“ hat nicht gezogen…
Jedoch: am Ende wird alles gut; so auch bei uns. Nach gut 2 Monaten konnten wir endlich die deutschen Kennzeichen anschrauben.

Und nun? Ein Name für den Dicken musste her. BigToy konnte er nicht bleiben, denn Arjan und Miranda werden ihr neues Mobil weiterhin als BigToy durch die Landen schaukeln.
Lange will uns keine catchy Kombination aus Mercedes, Expedition und unseren Namen einfallen, die dem Mobil gerecht wird. Dann der Gedankenblitz: PuCe (Patricia und Christian expedition). „Puce“ [püss/pys] ist französisch und bedeutet auf deutsch „der Floh”. Der Ausdruck „ma puce“ wird in Frankreich als Kosenamen für seine Lieben genutzt. Und da haben wir es: PuCe wird er getauft. Mit Sekt, einem neuen Schriftzug und einer kleinen Feier.

Wir generalproben unsere geplante Südamerikareise in den folgenden Sommerurlauben in Schweden und Norwegen gerade mit Blick auf Anforderungen an eine Langzeitreise. Was darf klappern, was nicht? Reicht die Solarstromerzeugung für unseren Bedarf? Und vieles mehr. Dabei kam uns natürlich noch die eine oder andere Idee zur Verbesserung (z.B. Zerhackertoilette raus, Trenntoilette rein, ein Außengasanschluss, einen der beiden Dieseltanks auf 300l verkleinern und dafür zusätzlichen Stauraum schaffen) oder einfach der „für-uns-passt-das-anders-besser“-Umbau (z.B. Heckgarage ausbauen mit ausziehbarem Fahrradträger & Regalsystem für Regalboxen).

Und jetzt ist unser PuCe fertig für die große Reise über den Atlantik nach Südamerika. Mitte Oktober 2023 geht’s mit der Grande Amburgo von Hamburg aus nach Montevideo.

A la aventura!

Hier noch ein paar technische Daten:
Fahrzeug: Mercedes-Benz 1922AK
Länge: knapp 8m
Höhe: 3,85m
Breite: 2,5m
Motor/Getriebe: 6 Zylinder, knapp 340PS (OM441), 6-Gang-Handschaltung mit zuschaltbarem Allrad, Untersetzung und Differenzialsperren vorne & hinten
Diesel: 600l verteilt auf zwei Tanks, links & rechts mit je 300l
Frischwasser: 500l plus Umkehrosmoseanlage zur Trinkwasseraufbereitung
Abwasser: ca. 200l
Solar: mehr als ausreichend
Diesel-Heizung von Webasto: Zentralheizung (wie daheim) inkl. Fußbodenerwärmung; auch zur Warmwasserbereitung für Dusche und Spüle
3-Flammen-Kochstelle mit Backofen (Gas)
Echtglas-Isofenster von KCT