Montevideo


Diesmal haben wir Zeit für dich

Uruguay ist mit seinen ca. 3,5 Mio Einwohnern das kleinste spanischsprachige Land in Südamerika; aufgeteilt in 19 Departamentos, darunter Montevideo mit der gleichnamigen Hauptstadt, in der mit 1,5 Mio Einwohnern ein Großteil der Bevölkerung des ganzen Landes lebt. Die beiden angrenzenden Departamentos Canelones und Maldonado sind auch noch relativ dicht besiedelt. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Rest des Landes außerhalb dieses nur wenige Kilometer langen Küstenstreifens mehr Rinder als Menschen beherbergt. Wir sind gespannt, das live zu sehen.

Nach der Ankunft europäischer Siedler zu Beginn des 17. Jahrhunderts entwickelten sich die von den Spaniern ausgesetzten Pferde und Rinder auf den weiten Grasfluren der Pampa ganz prächtig und wuchsen zu großen Herden, die die Grundlage für den wirtschaftlichen Reichtum des Landes bildeten. Uruguay gehört heute zu den stabilsten, demokratischsten und wohlhabendsten Ländern in Lateinamerika. Das spiegelt sich allerdings in den Lebenshaltungskosten wieder; die hiesigen Preise können gut mit denen in Deutschland mithalten. Die Uruguayos bezeichnen sich selbst augenzwinkernd als die „Schweiz von Südamerika, jedoch ohne den dazugehörigen Service“. So wollen wir das aber nicht stehen lassen: wo wir nicht weiterkamen, wurde uns bisher immer und überall freundlichst geholfen.

Die ersten Tage nach unserer Ankunft ist das Wetter noch sehr durchwachsen. Wir stapfen im Winteranorak bei Regen und eiskaltem Wind durch die Altstadt, um Handykarten bei Antel zu besorgen, die Einreisepapiere („Certificado de Llegada“) bei der Einwanderungsbehörde ausstellen zu lassen und mit der Reederei der Grande Amburgo, Grimaldi Lines, Kontakt aufzunehmen. Dort wird uns ein „Laufzettel“ ausgehändigt mit allen Aktionen, die wir für die Hafenauslösung und die Einfuhr unseres PuCe nach Uruguay erledigen müssen. Wir zahlen schon mal die Gebühr für die „Bill of Lading“ und füllen online Zollpapiere aus.

Auch eine STM legen wir uns zu – mit dieser Karte funktioniert Busfahren ganz einfach. Ist das Pendant zu der SUBE-Karte in Buenos Aires…ihr erinnert euch?

Bei einer Stadtführung erkunden wir die Ciudad Vieja (Altstadt) mit dem Plaza Independencia, dem Palacio Salvo (Wahrzeichen der Stadt und Zwilling des Palacio Barolo in Buenos Aires) und Plaza Zabala bis hin zum Mercado del Puerto. Von Rodrigo, unserem Guide, erhalten wir zudem weitere Tipps für interessante Museumsbesuche.

Das kleine Museo de los Andes hat uns sehr bewegt. Die Ausstellung im Museum dreht sich um den weltweit berühmt gewordenen Flugzeugabsturz in den Anden im Jahr 1972. Bei diesem tragischen Vorfall stürzte ein Flugzeug mit einer uruguayischen Rugby-Mannschaft an Bord auf dem Weg nach Santiago de Chile ab. Eine sofort eingeleitete Rettungsmission wurde nach mehreren Tagen wegen mangelnden Erfolgsaussichten abgebrochen. Die 16 Überlebenden des Absturzes mussten mehrere Wochen (genau 72 Tage) in den Bergen ausharren, bevor sie nach einem letzten, selbst initiierten, verzweifelten Versuch, doch noch von irgendwoher Hilfe zu erhalten, gerettet werden konnten. Das Museum zeigt detailreich und auf fast liebevolle Weise persönliche Gegenstände der Passagiere sowie Fotos und Dokumente, die ihre Geschichte ums Überleben im Eis und Schnee erzählen.

Museo de los Andes
Palacio Salvo
Palacio Legislativo
frische Brise
Mercado del Puerto

Wir nutzen die Tage in Montevideo ebenfalls, um weiter an unseren Spanischkenntnissen zu arbeiten. So haben wir an 3 Tagen nochmal jeweils eine Stunde Spanischkurs in der Academia Uruguay bei unserer Lehrerin Carmela vom vergangenen März. Das Team dort ist wirklich super und sehr herzlich.

Im MAPI Museum (Museo de Arte Precolombino e Indígena) wird versucht, die Besiedelungsphasen der jeweiligen indigenen Völker und deren Spuren anhand von schönen Schaubildern, Textilien und Gebrauchsgegenständen den Besuchern näherzubringen. Zudem gastiert in den oberen Stockwerken aktuell eine Masken- und eine Lichtausstellung. Die Objekte der Lichtausstellung sind nett anzusehen – allerdings fehlt uns scheinbar die nötige künstlerische Ader, um den dargestellten Zusammenhang zwischen Textilien, kosmischen Schwingungen, dem Sonnenwind und deren „Lichtwerdung“ zu verstehen…



Nach ein paar Tagen spitzt auch die Sonne wieder hervor und der Frühling lässt sich jetzt nicht mehr aufhalten. Überall blüht es und die Bäume treiben aus, was wir im Botanischen und Japanischen Garten ausgiebig genießen.

Jeden Tag ist in einer anderen Straße Markt. Dazu wird einfach an den jeweiligen Kreuzungen mit Gemüsekisten abgesperrt. Der Verkehr muss dann halt schauen, wo er bleibt. Funktioniert prima. Es macht viel Spaß an den Ständen entlang zu schlendern und für uns noch unbekannte Gemüsesorten zu entdecken – auf den Straßenmärkten sind die Preise deutlich akzeptabler als in den kleinen und großen Supermärkten.

Und sonntags ist in Montevideo immer die Feria Tristán Narvaja. Ein riesiger Markt erstreckt sich über mehrere Straßenblöcke des Centro. Hier gibt es alles zu kaufen, was man sich nur vorstellen (oder auch nicht vorstellen) kann. Von Lebensmitteln, Obst und Gemüse, über Antiquitäten, Kleidung, Toilettenartikeln, Kunst, Krempel etc..
Zu Mittag probieren wir ein frisch zubereitetes Chivito; eines der kleinen Nationalgerichte Uruguays. Es besteht in der Regel aus einem Filet Mignon, Mozzarella, Tomatenscheiben, Mayonnaise, geschmorten Zwiebelringen, gebratenem Speck und hartgekochtem Ei oder Spiegelei in einem riesigen Brötchen – im Prinzip ein sehr leckerer, üppig belegter Hamburger. Der Saft läuft uns nicht nur im Mund zusammen sondern auch aus dem Ding über unsere Finger. Genau richtig jetzt.

Weiter zum Parque Rodo. Gefühlt trifft sich die ganze Stadt sonntagnachmittags an der Rambla, der Flaniermeile am Wasser, um Sport zu treiben, bei einem Mate zu quatschen, sich mit Freunden zu treffen und zu relaxen. Was für ein Flair!



Außerdem ziehen Samba und Candombe-Gruppen trommelnd und tanzend durch die Stadt. Schon mal üben für die nächste Carnaval-Saison.

Vor der Abreise hat Christian von seinem Team und Kollegen zum Abschied einen Gutschein bekommen für:

„Indisch Essen in Montevideo“

Und so haben wir das gesamte Team eines Abends in Gedanken mit zu „Moksha“ genommen, einem indischen Restaurant im Stadtteil Pocitos, und uns ein sehr leckeres Curry-Menü mit allem Drum und Dran gegönnt. Ein großes Dankeschön an euch!

Im Café Farmacia kann man sich mit Kaffee und den typischen Alfajores (runde Doppelkekse mit oder ohne Schokoladen-Überzug und opulenter Füllung) den Nachmittag versüßen. Und versüßen im wörtlichen Sinn: die Kekse sind für unseren Geschmack sehr, sehr süß und mächtig. Wir schaffen jeder gerade mal einen halben.
Das Café selbst ist sehr charmant eingerichtet. Die liebevoll restaurierte ehemalige Apotheke bezaubert mit originalen Regalen bis unter die Decke, gusseisernen Lüstern und diversen alten Flaschen, Gläsern usw. Eben alles was früher so in einer Apotheke zur Ausstattung gehörte.

Insgesamt sei gesagt, dass sich ein Blick hinter die Fassaden der Häuser immer lohnt. Von außen erscheinen doch viele Gebäude in die Jahre gekommen und vernachlässigt zu sein – was sich im Inneren oft als Trugschluss erweist. Wir haben so manches Schmuckstück entdeckt.

Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass wir nur am Essen sind. Stimmt nur halb. Macht aber Spaß, neben der touristischen auch auf eine kulinarische Entdeckungsreise zu gehen! Trotzdem müssen wir schnell wieder Herr über unsere eigene Küche werden, sonst werden bald neue Löcher in die Gürtel gestochen…

In unserer Freizeit genießen wir die Sonne auf der Dachterrasse bei Kaffee oder Mate – immer mit Blick auf den für uns noch leeren Hafen. Lesen viel und kommen wirklich zur Ruhe.

Aber irgendwann brauchen wir mal wieder eine Pause von der Ruhe. Und so geht´s mit dem Bus zu einem Tagesausflug entlang der Küste Uruguays nach Punta del Este; etwa 150km östlich von Montevideo gelegen.
Immer noch am Rio de la Plata oder schon am Atlantik? Darüber sind sich die Gelehrten bis heute uneins; eine eher willkürlich gezogene Linie von Punta del Este hinüber nach Argentinien zum Cabo San Antonio soll es richten. Westlich Rio, östlich Meer…listo.
An dieser Stelle ist am Ufer der Anker des 1939 vor Montevideo gesunkenen bzw. selbstversenkten Panzerschiffes „Graf Spee“ ausgestellt.

Mit knapp 30 weiteren Touris (vornehmlich aus Brasilien, Kolumbien und Chile) starten wir gegen halb neun zu unserem ersten Ziel: Piriápolis.

Piriápolis wurde 1893 gegründet. Das erste Gebäude war ein Schloss, erbaut im Jahre 1897, nach einem Vorbild an der italienischen Riviera. Anschließend kamen weitere Bauwerke wie der Hafen von Piriápolis, die Rambla De Los Argentinos, eine Eisenbahnstrecke, die Kirche und verschiedene Hotels dazu.
Auf den Cerro San Antonio kann man mit der einzigen Sesselliftanlage Uruguays fahren. Diese sieht allerdings nicht ganz so sicher und von den Jahren etwas mitgenommen aus und so fahren wir lieber mit dem Bus auf den kleinen Berg zur Kapelle des hl. San Antonio. Er wird’s uns nachsehen.

Nächster Stop ist in Punta Ballena das Casapueblo.
Casapueblo ist ein Gebäude des uruguayischen Künstlers Carlos Páez Vilaró, der zu Lebzeiten oft als „Picasso Südamerikas“ bezeichnet wurde. Ursprünglich war es das Sommerhaus und die Werkstatt des Künstlers. Es schmiegt sich wie eine weiße Skulptur an den Hang der Küste und soll an das „Wunder der Anden“ erinnern, da sein Sohn zu den Überlebenden des Flugzeugabsturzes von 1972 in den Anden zählte.
In Punta del Este angekommen machen wir einen Strandspaziergang (Seehund gesichtet) und umrunden die Skulptur „La Mano“ – eigentlich ja nur die Finger „Los Dedos“.
Außerhalb der Saison zählt Punta del Este ca. 9000 Einwohner, im Hochsommer schwillt diese Zahl auf unglaubliche 400.000 an. Entsprechende Hochhäuser und Apartmentkomplexe reihen sich an der Küste entlang….eher nicht so schön.
Es ist noch Zeit für einen Kaffee in der Sonne, dann geht es zurück nach Montevideo.

1 Kommentar zu „Montevideo“

  1. Hallo Ihr beiden! Toll, dass jetzt wohl alles gut geklappt hat und ihr die ersten Tage und Wochen offensichtlich bestens verbracht habt. Da ihr nun wieder vereint seid mit den PuCe wünschen wir Euch einen guten Start der anstehenden Tour! Wir genießen hier auch den Ottenbecker Sternenhimmel, abgedeckt von kalten, grauen Regenwolken😀! Also gute Fahrt und weiter spannende Erlebnisse; sehr schöne Berichte und Fotos! Liebe Grüße, Steffi und Björn

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